> 1934 - Heimholung der Heldensodalen

1934 - Heimholung der Heldensodalen

Festgottesdienst in Schönstatt

Aus: Altera Maria, 4. Jahrg. 1934 – 1935, S. 94 ff.

Unser Heiligtum wäre zu klein gewesen, all die Pilger zu fassen, die in der Oktav von Maria Himmelfahrt 1934 heim zur Mutter geeilt waren. Sie alle wollten unseren lieben Heldensodalen, die man aus Frankreichs Erde heimgeholt, das letzte Geleit geben. Da mußte Rat geschaffen, im Freien ein Altar errichtet werden, um allen Gelegenheit zu geben, am Gottesdienste teilzunehmen. Fleißige und geschickte Hände waren tagelang an der Arbeit, eine würdige Opferstätte zu erbauen. Wie ein gotisches Kirchlein schaute sie bald aus dem dunkelgrünen Tannenwerk heraus. Eine kleine Holztreppe führte zum schlichten Altar hinan, der in der Nische des mittleren größeren gotischen Bogens stand. Über dem Altartisch prangte das goldumrahmte Bild unserer lieben Dreimal wunderbaren Mutter. Vier weiße Kerzen schimmerten in goldenen Leuchtern.

Aber diese kleine Holztribüne war nur das Chor des weiten Domes, dessen Mittel und Seitenschiffe vom großen Spielplatz gebildet wurden, überdacht vom strahlend blauen Himmel, flankiert von hohen Tannen, die wie mächtige Säulen emporragten. Um dem Priester den Weg zu bahnen, hatte man in Abständen weiße Stäbe in die Erde gesteckt und sie mit hellblauen, schmalen Bändern verbunden, die, von leichtem Winde bewegt, lustig flatterten.

Schon zu früher Morgenstunde sammelten sich erstmals am Samstag in der Himmelfahrtsoktav andächtige Beter, die der hehren Feier beiwohnen wollten. Ein eigenartiges Bild! Da standen – wie in der Kirche – rechts die Männer, Knaben, Jungmänner, Theologen, Priester, Familienväter, Brüder, Patres – links die Frauen – alle in heiliger Gemeinschaft und Eintracht um den Opfertisch versammelt. Dann läutete vom Kapellchenturm das Glöcklein. Aus der Sakristei des Schwesternhauses tritt der Priester – mit weißem Meßgewand bekleidet. Andächtig und gesammelt schreitet er hinter den Meßdienern einher den vorgezeichneten Weg. Leise zittern die blauen Bändlein vor Freude und Erwartung. Alle Augen folgen dem Priester, der langsam und feierlich die Altarstufen hinanschreitet, an der Epistelseite das rote Meßbuch aufschlägt, dann langsam die Stufen hinabsteigt und das Haupt zum Confiteor neigt.

Da rauschen die weihevollen Klänge eines Harmoniums durch die feierliche Stille. „Hier liegt vor deiner Majestät ...“ – ja, hier umweht uns die Majestät des Herrn, schaut herab vom hohen Himmelsgewölbe, umrauscht uns im leichten Säuseln des Windes, kündet sich im Flüstern der hohen Baumkronen, die sich anbetend neigen. „Hier liegt vor deiner Majestät im Staub die Christenschar.“ Dann steigt der Priester wieder die Stufen hinan und betet andächtig die Meßgebete. Es schellt zur Opferung. Der Priester hebt das Brot, den Kelch, und alle, alle Herzen heben sich empor zu ihrem Gott und Schöpfer. Freudig jubelt und klingt die Musik beim Sanktus – ein feierlichfrohes Nachspiel, dann wird es still, ganz still. Das Glöcklein schellt zur hl. Wandlung. Andächtig sinken alle in die Knie – aber die Blicke heben sich empor zur kleinen weißen Hostie, die jetzt, vom Sonnenglanz verklärt, hoch über der betenden Menge schwebt, empor auch zum funkelnden Kelche, in dem das rote Blut des Heilandes quillt.

Stille – große, andächtige Stille, nur lauter und froher flattern die blauen Bändlein, leise knistern die Kerzen, Goldglanz zittert auf dem MTABild, umkränzt das Haupt des Priesters, schimmert auf den Zügen der andächtigen Beter. „Jesus, dir leb ich, dir sterb ich“ – steigt es heiß aus den Herzen, von den Lippen. Die Vöglein jubilieren dazu, und die Baumkronen neigen zustimmend ihre Wipfel. „O Herr, ich bin nicht würdig.“ Innig und demütig sagen es alle. Nein, wer wäre wohl würdig, hinzutreten zum Tische des Herrn – und doch kommt er. Schon steigt er herab von den Stufen des Altares, er, der Hohepriester, der gute Hirt, kommt, sie zu speisen, wie er einst die Hunderttausende in der Wüste speiste.

In großer Ordnung und mit feierlicher Ruhe treten alle hinzu, die einen die Stufen des Altares hinan, wo zwei Meßdiener ein weißes Tuch halten – die anderen zu den unten aufgestellten Kommunionbänken. Von der Mitte treten sie hinzu und seitwärts zurück, so daß sich alles in größter Sammlung und Ordnung vollzieht. Der Priester beendet die hl. Messe, während alle in Andacht versunken am Boden knien in stiller Zwiesprache mit dem göttlichen Gaste.

„Cor Jesum sacratissimum“ betet der Priester, nimmt den Kelch und verläßt den Opferaltar. Durch die Mitte schreitet er den gleichen Weg zurück zum Schwesternhause.

Stiller Friede lagert auf jedem Antlitz –, sie alle sind ihrem Gott einen Schritt nähergekommen in dieser heiligen, erhabenen Stunde, die sie wohl nie vergessen werden.

Feierlichkeit

Die Särge im Heiligtum

Kulisse im Freien

Letzte Ruhe