> Aus einem Brief von P. Kentenich an P. Menningen

Aus einem Brief von P. Kentenich an P. Menningen

Milwaukee, den 2. September 1953

Lieber Alex!

[...] Zur Kaminfrage habe ich eigentlich nichts mehr zu sagen. Unsere Schwestern müssen sich nur auf einen bestimmten Standpunkt stellen und von da aus die Frage zu lösen trachten. Neuerdings beruft man sich auf unsere Künstler, sie wollten absolut nicht an den Schornstein heran. Als man mir die Frage erstmalig vorlegte, hieß es umgekehrt: Der Künstler wäre im Notfall einverstanden; es geht halt hier um Empfindungen und Wertschätzungen des Herzens, deswegen kann die letzte Lösung nur an Ort und Stelle gefällt werden.

Hält man an dem damalig vorgeschlagenen Prinzip fest: Wir übernehmen das Heiligtum, wie es im Augenblick der Verbannung dastand, so folgt daraus nicht, daß auch die Pallottigruppe mit übernommen werden muß. Sie ist ohne Zutun der Schwestern dorthin gekommen, wir sind deswegen nicht gehalten, sie zu übernehmen. Unsere Heiligtümer im Ausland haben sich samt und sonders nach Argentinien orientiert. Man mag praktische Gegengründe ins Feld führen, es sei zu schwer, den Ofen zu setzen und dergleichen mehr. Sicher ist es gut, alle diese Dinge noch einmal zu überlegen, ehe eine Entscheidung getroffen wird. Ich wiederhole deswegen noch einmal, es geht darum, ob man sich auf den vorgeschlagenen Standpunkt stellen will oder nicht. Danach lösen sich alle anderen Fragen.

Meine persönliche Auffassung geht dahin: Der Augenblick der Verbannung ist so tiefgreifend, daß er wohl verdient, in der Geschichte auf diese Weise festgehalten zu werden; es sei denn, daß der ästhetischen und praktischen Gegengründe zu viele vorhanden sind. In solchem Falle mag man einen anderen Standpunkt wählen. Ich schlage vor, den ganzen Komplex an den Rat zu verweisen, der soll dann entscheiden. Ich bin zufrieden, ob die Entscheidung so oder so ausfällt ...

Als Nachklang auf die Seligsprechung Vinzenz Pallottis (22.01.1950) wurde ein Jahr später (am 21.01.1951) im Urheiligtum anstelle der bisherigen Statue des hl. Aloysius eine Pallottigruppe aufgestellt. Deren Symbolsprache befriedigte nie ganz, da sie den Betrachter leicht in die Irre führen kann, indem sie Pallotti in übertriebenem Maße eine geschichtlich nie dagewesene Funktion für das Heiligtum zuzuweisen scheint. Eine Marienschwester hatte zur selben Zeit eine andere Pallottifigur geschaffen, die jedoch im Urheiligtum nicht zum Einsatz kam. Diese Figur hatte Pater Kentenich im Blick, als er 1949 auf einer Schallplatte aus Südamerika die Ankündigung der Aufstellung einer Pallottigruppe anstelle der Aloysiusstatue machte, welche die Tradition des neuen Schönstatt besser zur Darstellung bringt.