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6. Die Reform

Das Kloster der Franziskanerinnen zu Mühlental. – Annahme der Augustinerregel. – Übersiedlung dieser Schwestern nach Schönstatt. – Zustand des Klosters in jener Zeit.

“Vielfach sind die Wolkenbilder, die den Himmelsraum durchwallen, doch nur Dunst die leichten Wolken, doch nur Dampf die schweren Ballen.“

In jener Zeit bestand in Müllenheim (Molnheym, Molendal, Mühlental), dem heutigen Ehrenbreitstein, am Fuße der Burgen Helfenstein und Ehrenbreistein, ein anderes Nonnenkloster vom dritten Orden des hl. Franziskus. Die Schwestern hatten sich ihr Klösterchen selbst gebaut und standen durch ihre Frömmigkeit und Tugend in hohem Ansehen. Erzbischof Jakob I. von Girk (1439 – 1456) hatte im Jahr 1440 fünf der Nonnen nach dem Heiligtume in Besselich entsendet und das Kloster daselbst gegründet, dessen erste Oberin die heiligmäßige Mater Elisabeth von Weiß war.

Im Jahre 1460, unter Erzbischof Johannes II. von Baden (1456 – 1503), änderten die Schwestern in Mühlenheim aus unbekannten Gründen ihr Kleid und ihre Regel, indem sie die Augustinus-Regel annahmen und Canonissae wurden. Es war unter der Mater Bela Johel von Linz (1457 – 1479). Die Vorsteherin hieß von da an nicht mehr „Mutter“, sondern „Priorrisse“.

Dem Erzbischof war daran gelegen, dass das Kloster Schönstatt nicht völlig zu Grunde gehe. Auch den Nonnen in Mühlenheim mochte eine Versetzung angenehm sein wegen der Nähe der beiden Burgen, von wo man ihr Kloster überblicken konnte, und wegen ihrer Armut. Am 1. April 1487 versetzte daher der genannte Kurfürst Johann den gesamten Konvent von Mühlenheim nach Vallendar und übertrug den neuen Schwestern das ganze Besitztum mit allen Rechten und Privilegien, unter der Bedingung, dass sie die in Vallendar noch Übrigen lebenslänglich zu unterhalten hätten. Es waren 27 Nonnen, welche unter der Oberin Elisabeth Goitzmoitz am Feste des hl. Barnabas nach Vallendar zogen und die neue Gemeinde bildeten.

Die genannte Oberin stellte eine Status generalis zusammen, ein Memorandum über den beklagenswerten Zustand des Klosters, für den Erzbischof und seine Räte, um den missgünstigen Stimmen entgegenzutreten, welche sich gleich anfangs gegen die neuen Schwestern erhoben und ihnen des Bischofs Wohlwollen zu entziehen strebten.

Schönstatt heißt es da, sei ein altes Kloster mit ganz zerfallener Disziplin, vernachlässigtem Gottesdienst, heruntergekommenen Bau und Renten, ganz verdorben, verpfändet, verschuldet, belastet und beschwert. Alles sei baufällig, und kaum könne man sich halten.

Güter habe der Konvent in Chur bei Niederfell, Covern, Lay, Weiß (Moselweis), Leutersdorf, Urbar, Lonnig, Otzenhausen, Vallendar, Simmern, Hausen und Polch usw. Es sei aber der größte Teil verpfändet und in schlechtem Stand.

In Vallendar selbst besaß das Kloster einen freien Hof, der daselbst das größte Besitztum war nach dem der Herren von Vallendar. Von den Wiesen daselbst konnten sie 25 Wagen Heu beziehen, dazu 3 Morgen Weinberge und eine Schäferei mit 500 Schafen. Die Wälder, genannt „Das Eigen“, waren weit entfernt bei Kadenbach und Eitelborn.

Bemerkenswert sind die Lasten auf Hof und Haus, einesteils, weil sie die Sitten und Gebräuche der damaligen Zeit beleuchten, und dann, weil sie oft zu Streitigkeiten und Misshelligkeiten führten; z.B. auf dem Hofe zu Vallendar lastete ein Scheffenessen der Gemeinde. Die Schwestern hätten diese Pflicht ferne für 12 Gulden abgelöst. Bei der Gelegenheit bekamen die Förster 18 Den. Pro Mann. Die Jäger und Knechte des Herrn von Isenburg erhielten 5 Schilling für einen Hund und die vier Knechte des Abends ein Essen, Rindfleisch mit Senf, Schweinefleisch mit gelbem Pfeffer, Roggenbrod, neuen und firnen Wein usw. Der Hof musste den Junkern von Isenburg einen Hundestall halten. Wenn der Bischof reiste, musste ihm das Kloster ein Pferd leihen usw.

Von den älteren Nonnen waren noch einige zwanzig übrig. Die Zahl der Schwestern war um diese Zeit wieder auf 70 gestiegen. Man gab sich ohne Zweifel alle Mühe, die alte Ordnung wieder herzustellen und das Kloster wieder zur Blüte zu bringen. Die Gebäude wurden gründlich ausgebessert, die Pfänder eingelöst und Wälder und Felder nach besten Kräften bewirtschaftet.

Und eine Zeit lang schien es auch, als ob ein neuer Stern über Schönstatt aufgegangen sei Für Jahrzehnte entfaltete sich reges Leben und Schaffen, und der Geist des Gebetes und der Frömmigkeit war wieder zurückgekehrt in das stille Tal. Doch nur für kurze Zeit. Es war die Stille vor dem Sturme. Unter den damaligen Zeitverhältnissen war eine wirkliche Blüte nicht mehr möglich. Die dräuenden Wogen gingen immer höher und rissen von dem Kloster einen Stein nach dem andern mit sich fort in die wilde Flut. Der Untergang war unvermeidlich.

 

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