„... Mit dem neuen Schuljahr 1913/14 wurde daraufhin auch die Sache mit der Marianischen Kongregation immer ernster. Statt nun die Angelegenheit radikal abzuschneiden, veranlaßte ich den Spiritual, sich mit einem regelrechten Gesuch um Einführung an die Provinzleitung zu wenden ...
Das Gutachten (von P. Eckinger SJ) fiel zu Gunsten der Einführung der Marianischen Kongregation auch unter den geschilderten Verhältnissen aus. Das gab mir die Unterlage für die Neueinbringung des Gesuches in der Provinzialratsitzung um Einführung der Marianischen Kongregation. Soviel ich mich erinnere, wurde es nun wenigstens probeweise zugegeben.
Damit hatte der Spiritual endlich erreicht, was ihm so sehr am Herzen lag. Alles andere über die Einrichtung derselben findet sich an den bekannten Stellen.“
„Nun kam auch gleich wieder eine neue Frage zum Vorschein. Es war die einer geeigneten Kongregationskapelle. Auch das war etwas ganz Neues und Eigenartiges. War doch die Kapelle des neuen Studienheimes der Mater puritatis für unsere Jungen geweiht und auch das Hochaltarbild eigens dafür gemalt und von dem Verleger Kühlen in Mün.Gladbach gestiftet worden. Diese Kapelle konnte also auch zugleich als Kongregationskapelle angesprochen werden. Und wenn man dagegen geltend machte, sie sei zu groß, dann war immer noch das Krankenoratorium vorhanden, das ebenfalls eine Marienkapelle war mit dem Bilde der Mater divini amoris unseres ehrw. Stifters. Man konnte also auch dort die Kongregationsversammlungen halten. Aber nichts von alledem kam für den Spiritual in Betracht. Beide Orte waren für ihn zu einsichtig, zu sehr der Öffentlichkeit zugänglich. Er wollte ein Heim haben für die Marianische Kongregation, wo diese allein sich als der Herr und Meister fühlte. Und darum kam er nun mit dem Ansinnen, ihm zu diesem Zweck das Michaelskapellchen zu überlassen.
Auch das war wieder etwas, was allseits Bedenken erregen konnte, zunächst wegen seiner Lage, so abseits, und dann ganz besonders wegen seines baulichen Zustandes. Es war ja förmlich vernachlässigt und zuletzt als Aufbewahrungsort für Gartengeräte verwendet worden. Man hatte sogar schon den Gedanken ausgesprochen, ob man das feuchte Gebäude, das so doch dem baldigen Untergang gewidmet sei, nicht niederlegen sollte. Diesen Gedanken hatte ich aber ohne weiteres schon aus Verehrung gegen meinen hohen Namenspatron abgelehnt.
Jetzt, da dieser neue Gedanke aufstieg, konnte ich wohl nicht gut nein sagen. Es war ja gewissermaßen eine Ehre für meinen Namenspatron. Darum gab ich meine Zustimmung und sorgte auch dafür, daß das Kapellchen wieder etwas instand gesetzt wurde. Zum Schluß und um zu dokumentieren, daß es wirklich ein Michaelskapellchen sei, ordnete ich an, daß die Statue des hl. Erzengels Michael, die an meinem Namensfest gewöhnlich im Refektor des Mutterhauses aufgestellt wurde, hierher nach Schönstatt für das Kapellchen geschickt wurde. Er thronte von nun an über dem Altar.
Im Oktober 1914 wurde die Kapelle bezogen und dort auch bei Gelegenheit des ersten Vortrages die sogen. ‚Gründungsurkunde’ gehalten.
Daß dieses alles, was sich öffentlich und unter der Hand abspielte, bei dem Lehrkörper der Studienanstalt nicht ohne Rückwirkungen blieb, kann man sich leicht denken. Dazu kam, daß man bis dahin nicht daran gewöhnt war, einen Lehr und Erziehungskörper zu unterscheiden, weshalb auch dieses manche Reibungsflächen verursachte. Beiderseits meinte man es gut, aber die Kämpfe konnten trotzdem nicht ausbleiben. Die Marianische Kongregation mit ihrer neuartigen Erziehungsweise und den verschiedenen Veranstaltungen, welche den Lehrern die Erfolge des Unterrichtes zu beeinträchtigen schienen, war und blieb lange Zeit hindurch der Zankapfel. Schließlich kamen sogar noch Beschwerden vom Noviziat hinzu, die während des Krieges bis zum Generalat gelangten. Es handelte sich dabei vielfach um Kompetenzfragen, aber auch nicht minder um grundsätzliche Fragen der Genossenschaft. Da ich trotz allem immer die Hand über die Marianische Kongregation hielt und auch das durch die Kriegsverhältnisse entstandene Schriftchen: Mater ter admirabilis unterstützte, wurde ich selbst vielfach zum Prellbock dieser Angelegenheit ...“