„Vallendar, 26. Juni 1915
Mein lieber Präfekt!
Ihr lang erwarteter Brief, datiert vom 15., ist mir heute, 26., ausgehändigt worden. Wie kommt das? Das Kuvert trägt wieder den Vermerk: Aus militärischen Gründen verzögert. Vielleicht liegen Sie jetzt schon im Schützengraben?
Wie dem auch sei, ich hege das feste Vertrauen, daß unsere liebe himmlische Mutter alle unsere Sodalen, die wirklich Beruf haben, trotz scheinbarer Unmöglichkeit doch zum Ziele führt. Mater ter admirabilis dreimal wunderbare Mutter haben wir sie getauft. Unter diesem Titel verehren wir sie künftig in unserem Kongregationskapellchen. Denn ohne allen Zweifel hat sie sich wunderbar erwiesen an unseren Soldaten-Sodalen, nicht an letzter Stelle an Ihnen; wunderbar an uns Zurückgebliebenen.
‚Gottes Segen ruht sichtlich auf Ihrer Kongregation, möge er noch wachsen’, so schrieb mir vorgestern noch der Redakteur ‚Unserer Fahne’. Erinnern Sie sich an das Wort unseres Ehrwürdigen Stifters, das ich Ihnen zu Anfang des Krieges einmal geschrieben: Erit societas haec benedicta a Deo, et hoc dico non tantum cum fiducia, sed cum certitudine. (Übersetzt: Diese Gesellschaft wird von Gott gesegnet sein; und das sage ich nicht nur im Vertrauen, sondern mit Sicherheit.) Unsere Kongregation (Marianische), so bemerkte ich damals, wird in besonderer Weise der Träger des Segens sein. Habe ich recht geurteilt? Mater ter admirabilis: wunderbar wird sie sich auch zeigen an und in unseren Sodalen in den langen Ferien. Also heißt künftig unser Schlachtenruf: Mater ter admirabilis, ora pro nobis!…
Sie wundern sich über die Entwicklung unserer Kongregation, wie sie im Jahresbericht niedergelegt. Das ist noch gar nichts. Aus begreiflichen Gründen ist er so nüchtern und mager abgefaßt als nur möglich, trotzdem hat P. Boegle ihn in der Zeitschrift „Unsere Fahne“ ganz veröffentlicht, und zwar mitten im Text mit der Überschrift: Die Studentenkongregation im Pallottinermissionshaus zu Schönstatt (bei Vallendar/Rhld.). Wenn ich aber erst einmal als Seelenführer von fünf, sechs unserer Studenten auspacken wollte, dann, ja dann würden Sie den Titel verstehen: Mater ter admirabilis.“